In his first solo exhibition at Galerie Monica Ruppert, artist Daniel Hartlaub’s charcoal drawings take us into empty spaces and into the world of Frankfurt Nobel Prize-winning chemist Benjamin List. Science journalist Sonja Kastilan will give an introduction at the opening.
6c12… in the year of the European Football Championships and the Olympic Games, this skilfully chosen marketing acronym from the world of sport seems obvious. And then you’re completely wrong. And at the same time you are right in the middle of Daniel Hartlaub’s work. Because you should always take a closer look at his graphic work: 6c12 does not stand for a super athlete or a pair of promising sprint shoes. The abbreviation is simply the chemical name for carbon, a basic substance of our lives. Or as the artist puts it “… from as hard as a diamond to as soft as butter like the graphite I draw with.”
The exhibition title is derived from a cycle of drawings that can be seen in their original size for the first time in this exhibition. The series of pictures shows the stages in the life of Frankfurt Nobel Prize winner Benjamin List – and originally accompanied an article in the Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung on the occasion of the award ceremony in 2021. Hartlaub and List have known each other since childhood, played together in a punk band and never lost touch over the years. In just nine pictures, the artist manages to immerse us in the scientist’s eventful life: from carefree playing on the street to his first chemical awakening to the phone call from Stockholm.
List was honoured for his discovery in the field of asymmetric organocatalysis, which enables molecules to be produced much more efficiently and therefore more sustainably. In interviews, List repeatedly mentions that for him, catalysis is just one molecule away from magic.
Hartlaub knows this feeling only too well. In his drawings, music videos and short films, this moment always plays a decisive role. A situation in which everything turns upside down. A detail that suddenly appears. A utopia that becomes a dystopia. This state of limbo is visualised in this exhibition through the drawings of seemingly empty spaces. Hartlaub is fascinated by the paradox: “Can there even be an empty space if I have drawn it…”
Perhaps the answer is provided by the old analogue telephone in the exhibition. But what happens when it rings? Perhaps it is 6c12 at the other end of the line after all? The answer is only known to the artist and the little spark of magic that we carbon beings sometimes have to let ourselves in for.
Text: Frank Hatami-Fardi
DEUTSCH
In seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Monica Ruppert entführt uns der Künstler Daniel Hartlaub mit seinen Kohlezeichnungen in leere Räume und in die Welt des Frankfurter Chemie-Nobelpreisträgers Benjamin List. Zur Einführung während der Eröffnung spricht die Wissenschaftsjournalistin Sonja Kastilan.
6c12… im Jahr der Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Spiele scheint dieses geschickt gewählte Marketing-Kürzel aus dem Bereich des Sports ja auf der Hand zu liegen. Und schon liegt man komplett daneben. Und ist zugleich mittendrin, in den Arbeiten von Daniel Hartlaub. Denn bei seinem zeichnerischen Werk sollte man stets genauer hinsehen: 6c12 steht nicht für einen Supersportler oder ein Paar erfolgsversprechende Sprintschuhe. Das Kürzel ist schlichtweg die chemische Bezeichnung für Kohlenstoff, einem Grundstoff unseres Lebens. Oder wie es der Künstler ausdrückt „… von knallhart wie ein Diamant bis zu butterweich wie das Graphit, mit dem ich zeichne.“
Abgeleitet ist der Ausstellungstitel aus einem Zyklus von Zeichnungen, die in dieser Ausstellung erstmalig in Originalgröße zu sehen sind. Die Bildserie zeigt Lebensstationen des Frankfurter Chemie Nobelpreisträgers Benjamin List – und begleitete ursprünglich einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung anlässlich der Preisvergabe im Jahr 2021. Hartlaub und List kennen sich seit Kindertagen, spielten zusammen in einer Punk-Band und verloren über all die Jahre nie den Kontakt. In nur neun Bildern schafft es der Künstler, uns in das bewegte Leben des Wissenschaftlers eintauchen zu lassen: vom sorglosen Spielen auf der Straße, über das erste chemische Erweckungserlebnis bis zum Anruf aus Stockholm.
Ausgezeichnet wurde List für seine Entdeckung im Bereich der Asymetrischen Organokatalyse, durch die Moleküle wesentlich effizienter und damit nachhaltiger produziert werden können. In Interviews erwähnt List immer wieder, dass die Katalyse für ihn nur ein Molekül entfernt von der Magie sei.
Dieses Gefühl kennt Hartlaub nur zu gut. In seinen Zeichnungen, Musik-Videos und Kurzfilmen spielt dieser Moment, immer wieder eine entscheidende Rolle. Eine Situation, in der alles umbricht. Ein Detail, das plötzlich auftaucht. Eine Utopie, die zur Dystopie wird. Visualisiert wird dieser Schwebezustand in dieser Ausstellung durch die Zeichnungen anscheinend leerer Räume. Wobei Hartlaub das Paradoxon fasziniert: „Kann es überhaupt einen leeren Raum geben, wenn ich ihn doch gezeichnet habe…“
Vielleicht liefert die Antwort der in der Ausstellung stehende alte, analoge Telefonapparat. Doch was passiert, wenn es klingelt? Vielleicht ist am anderen Ende der Leitung ja doch 6c12? Die Antwort kennen bisher nur der Künstler und der kleine Funken Magie, auf den wir Kohlenstoffwesen uns manchmal alle einlassen müssen.
Text: Frank Hatami-Fardi
6c12 at Galerie Monica Ruppert.
July-August 2024.
Black Drawings / Video / Object: Telephone.